Der Riechsinn ist der erste Sinn, der im Verlauf der Erkrankung mit Alzheimer verloren geht. Unmittelbar damit verknüpft ist die Aktivität von sogenannten „Platz-Zellen“ (grid cells). Die grid cells (https://en.wikipedia.org/wiki/Grid_cell) sind im ERC, dem entorhinalen Cortex (https://en.wikipedia.org/wiki/Entorhinal_cortex) lokalisiert und ermöglichen die Orientierung im Raum. So ist es nicht verwunderlich, dass nach dem Verlust des Riechsinns bei AD-Patienten der Orientierungssinn als Nächstes verloren geht.

Als früher Indikator von AD, noch vor Auftreten von ersten kognitiven Defiziten, ist ein wohlfundierter Riechtest hervorragend geeignet, wie er von Devanand et al.(2019) in einer langen Kohortenstudie (über 1000 Teilnehmer) mit 2 follow-ups (knapp 800 Teilnehmer) eingesetzt und auf seine Vorhersagefähigkeit in Bezug auf das zukünftige Auftreten von AD hin untersucht wurde.

Der verwendete B-SIT-Test (12 Gerüche, 5 min Dauer insgesamt), eine Untermenge des UPSIT (https://en.wikipedia.org/wiki/University_of_Pennsylvania_Smell_Identification_Test) ist kostengünstig und würde nach Devanand (2019) bei zusätzlicher Durchführung eines Gedächtnistests bei intaktem Riechsinn und akzeptablem Gedächtnis die Wahrscheinlichkeit eines Übergangs zu AD in den nächsten 4 Jahren mit nur 3,4 % anzeigen. Es zeigte sich in der jetzigen Studie, dass B-SIT in Verbindung mit einem (einfachen, kurzen) Gedächtnistest aufgrund der Multimodalität in der Lage war, den Übergang zu AD für 96,6 % der Probanden in den nächsten 4 Jahren auszuschließen. Es wird bei Devanand (2019) angenommen, dass verbesserte neuropsychologische Tests in der Lage sein werden, dieses Ergebnis noch zu verbessern. Auf den persönlichen Kontext ist natürlich zu achten: Vorgeschichte, nasale Krankheiten, Exposition zu giftigen Stoffen, z. B. auch Rauchen. Von Vasavada et al. (2017) wurde gezeigt, dass für den Verlust des Riechsinns kein Defizit der Riechsensoren, sondern das zentrale olfaktorische System verantwortlich ist.

Im Zuge einer erweiterten Literatur-Recherche soll im QI 2020 herausgefunden werden, welche weiteren Möglichkeiten es gibt, die Prüfung des Riechsinns für eine Vorhersage von AD bereits im präklinischen Stadium zu nutzen.

Quellenangaben:

  1. Devanand D.P., Lee S., Luchsinger J.A., Andrews H., Goldberg T., Huey E.D., Schupf N., Manley J., Stern Y., Kreisl W.C., Mayeux R. (2019). Intact global cognitive and olfactory ability predicts lack of transition to dementia. Alzheimer’s & Dementia - (2019) 1-9. Elsevier Inc. https://doi.org/10.1016/j.jalz.2019.08.200
  2. Vasavada M.M., Martinez B., Wang J., Eslinger P.J., Gill D.J., Sun X., Karunanayaka P., Yang Q.X. (2017). Central Olfactory Dysfunction in Alzheimer´s Disease and Mild Cognitive Impairment: A Functional MRI Study. Journal of Alzheimer’s Disease 59 (2017) 359–368. DOI 10.3233/JAD-170310. IOS Press.